-- Schach an der Spree --

Deutsches Pokalfinale 2003

 

Zum Frühlingsanfang trafen sich am Wochenende 21.-23. März 2003 die vier Mannschaften und acht Einzelkämpfer, welche sich für die Endrunde nach erfolgreichen Vorrunden qualifizierten.

Überraschenderweise gehörten bei den Mannschaften mit dem SC Friesen Lichtenberg e.V. und im Einzel dieSpfrd. Steinhagen und Dauth auch Berliner Vertreter dazu. Von den Bewerbern für diese Endrunde erhielt Berlin den Zuschlag und somit konnte in der Hauptstadt ein weiteres Schachevent geboten werden.

Zum Showdown konnte man einen Teil der Weltelite und Deutschen Spitzenklasse des Schachs begrüßen. Treffpunkt war das Quality Hotel Wilhelmsberg in der Landsberger Allee im Bezirk Lichtenberg.

Unter Leitung des Vereinsvorsitzenden des SC Friesen Wolfgang Hartmann, mit Hilfe von Sponsoren gesellschaftlicher und privater Institutionen und einem Team schachbesessener rühriger Helfer wurden die Voraussetzungen für ein tolles Schachwochenende geschaffen !

Wie jeder Insider weiß, war enormer Arbeitsaufwand an technischen und organisatorischen Dingen zu erledigen, für deren Bewältigung allen Beteiligten Dank und Anerkennung durch den Veranstalter und den beteiligten Mannschaften ausgesprochen sei. Man war von dem Ambiente und den Rahmenbedingungen sehr angetan.

Ausdruck der geleisteten Qualitätsarbeit waren die exzellenten Spielbedingungen für die Teilnehmer mit ansprechender Bereitstellung von Getränken und Analysemöglichkeiten durch das Quality Hotel, die räumliche Gestaltung der Spielstätte mit Internetübertragung LIVE an allen Spieltischen und gute Sichtmöglichkeiten für alle Interessenten, die sehenswert graphisch gestalteten Urkunden, der Clou des T-Shirtangebotes mit aktuellem Aufdruck zum Pokalgeschehen, usw. usw.

Zur Chronologie des ersten Wettkampftages :

Pünktlich um 13.45 Uhr nahm am Samstag der Schiedsrichter mittels Spielkarten des Skatblattes mit den Mannschaftsleitern die Auslosung der Paarungen vor :

SG Köln Porz - SC Friesen Lichtenberger e.V. und Hamburger SK - SC Baden - OoS

Damit war klar, daß sich zunächst die erklärten Favoriten, Köln und Baden OoS, aus dem Weg gingen und der krasse Außenseiter SC Friesen als Oberligavertreter sich der geballten Großmeistergilde des Pokalegewinners von 2000 SG Köln Porz stellen mußte, bei denen kein Spieler mit einer ELO unter 2600 antrat !

Zur Begrüßung der Teilnehmer und zahlreichen Gäste betonte im Namen des Veranstalters der Sportsfreund Wolfgang H a r t m a n n, daß er nicht der Präsident eines imaginären "Friesenstaates" sei, sondern Leiter des Schachclubs Friesen, dessen Name zurückzuführen sei auf den Mitbegründer der patriotischen Turn und Sportbewegung des 19. Jahrhunderts, ein Meister des Schwertes auf Hieb und Stich, kurz, rasch, fest, fein, gewaltig und nicht zu ermüden, wie sein Freund und Mitstreiter Friedrich Ludwig Jahn von ihm sagte.

Er wünschte allen einen guten Aufenthalt, Freude und Erfolg, den Besseren den Sieg und Friesen davon viel. Das Wettkampfgeschehen gestaltete sich so, daß nach sechs Stunden nur noch zwei F r i e s e n gegen die Übermacht kämpften.

Zuvor hatte am 3. Brett der armenische GM V a n g a n j a n 2666 relativ schnell gewonnen, gegen den ehrwürdigen Fernschachweltmeister früherer Jahre Dr. F. B a u m b a c h 2303 FM. Die Eröffnungsschwäche auf c6 wurde dem Friesenspieler zum Verhängnis, welche vom Kontrahenten konsequent zum Sieg genutzt wurde.

Kurzzeitig danach mußte ein weiterer Friese, am 4.Brett H. B r a m e y e r 2294, die Uhr anhalten. In den Qualifikationsrunden noch der Punkteschmied, mußte "Hermie" gesundheitlich etwas indisponiert gegen den deutschen GM G r a f 2635 in aussichtsloser Position bei drohendem Figurenverlust die Segel strei- chen. Eine in der Eröffnung verhinderte Rochade war das Grundübel.

Einer von den zwei am längsten am Brett verharrenden Friesen war FM W. T h o r m a n n 2268 im Vergleich mit dem deutschen GM L u t z 2645. Dieser hatte mit Weiß und heterogener Rochade einen forcierten Königsangriff gestartet. Mit Geschick "arbeitete" der Friese in ein Turmendspiel mit Minusbauern, aber letztendlich ohne Erfolg. Die Kölner zogen mit 3:0 sicher davon.

Am Spitzenbrett vom SC Friesen stellte sich Jakow M e i s t e r IM 2512 der Herausforderung gegen den Welmeister K h a l i f m a n RUS 2690, welcher 1998 in Las Vegas das KO-Turnier der damaligen Weltelite mit 100 Teilnehmern gewann.

Mit einer starken spielerischen Leistung setzte J. Meister seinen Kontrahenten beständig unter Druck. Der Weltmeister "tigerte" hinter der Kordelabsperrung für die Zuschauer hin und her. War es nun die oder seine Masche, den Gegner zu beeindrucken oder um nur den "meisterlichen" Druck mental etwas abzu bauen ?

Am Ende kam es zu einem dramatischen Endspiel in hochgradiger beiderseitiger Zeitnot. Dichtgedrängt verfolgten die Zuschauer diszipliniert das Geschen auf dem Brett, wo Khalifman mit ideenvoller Spielweise seine zwei schwarzen "Rösser" gegen den feindlichen König führte und mit dreifacher Zugwiederholung das Remis erzwang. Geschafft und sichtlich erleichtert reichte man sich die Hand.

Die "großen" Meister bezwangen die "kleinen" Friesen deutlich mit 3,5 : 0,5 ! Nun denn, in den vorherigen Runden wurden schon Bundesligamannschaften zu Null "abgemacht".

In der zweiten Begegnung zur Ermittlung des Finalgegners der Kölner traten beide Mannschaften aus Hamburg und Baden Oos mit dem derzeitig stärksten Aufgebot an. Das bedeutete, sieben GM und ein IM traten zum Vergleich an, in dem es nicht an Spannung fehlen sollte.

Das erste Remis ergab sich zwischen den beiden deutschen GM M ü l l e r 2518 und H ü b n e r 2640. In einem vorwiegend ausgeglichenen Partieverlauf mußte zum Ende hin GM Hübner von Baden Oos in einem Endspiel mit T + S bei gleicher Bauernanzahl Zugwiederholung anstreben, um nicht unangenehm überrascht zu werden.

In der zweiten unentschieden endenden Partie mußte sich GM D a u t o w 2617 in großer Bedrängnis ideenreich dem Angriff des dänischen GM H a n s e n 2555 erwehren, welcher letztendlich die Ausweglosigkeit seiner Gewinnversuche einsah.

Die 2:1 Führung für den SC Baden Oos erreichte der polnische GM K r a s e n k o w 2651 gegen den deutschen IM G u s t a f s s o n 2554 . Am Ende setzte sich die etwas aktivere Stellungsbehandlung des GM aus PoLen mit Überleitung in ein Endspiel mit Mehrbauer erfolgreich durch.

Am Spitzenbrett kämpften bis zur ersten dramatischen Zeitkontrolle beide Spieler um den vollen Erfolg. Im Duell GM F t a c n i k 2603 aus der Slovakei gegen GM S v i d l e r 2690 aus RUS erreichten beide durch Zugwiederholung den rettenden Hafen und einigten sich allsbald auf Remis.

Damit zogen die erwarteten Mannschaften in das sonntägliche F i n a l e und die Gastgeber aus Berlin spielten gegen die Hanseaten um den dritten Platz .

Der zweite Wettkampftag :

Bei strahlendem Sonnenwetter waren am Sonntag um 9.00 Uhr die " Gladiatoren " zur Stelle .

Um den Siegerpokal kämpften

SG Köln Porz -- SC Baden Oos

Noch vor der ersten Zeitkontrolle kam es an Brettern 3 und 4 zu frühzeitigen friedlichen Remisen. Zunächst V a n g a n j a n gegen H ü b n e r ohne sich besonders zu attackieren, während der wieder zeitweise durch den Saal "tigernde" K h a l i f m a n mit der Punkteteilung gegen einen von ihm stark eingeschätzten D a u t o w zufrieden war.

Damit war die Entscheidung um Sieg und Niederlage an das "Oberhaus" weitergereicht. Hier hatte zunächst der polnische Vertreter von Baden Oos K r a s e n k o w mit einem Qualitätsopfer seinen deutschen Widerpart G r a f in Bedrängnis gebracht. Dieser verteidigte sich sehr aufmerksam, sodaß es zum dritten Remis des Vergleichskampfes kam.

Die Entscheidung fiel am Spitzenbrett ! Petr S v i d l e r gewinnt gegen L u t z die Partie, das Match und den Pokal, weil der deutsche GM bei gleicher Stellung in Zeitnot kam (2 Min. für acht Züge) und durch zwei schwache Damenzüge seinen Kontrahenten einen glücklichen Sieg ermöglichte.

Pokalsieger 2003 wurde die Mannschaft von SC B a d e n O o s

 

Im Kampf um die "goldene Ananas" bemühten sich die Vertretungen von

SC F r i e s e n --- H a m b u r g e r SK

Während die Hamburger mit der gleichen Aufstellung antraten, nur in veränderter Brettbesetzung, kam bei den Friesen für den eine Pause einlegenden H.Brameyer, ein weiteres Urgestein aus alten "ADW-Zeiten", der Schachfreund Dr. H. Badestein zum Einsatz.

Um es vorweg zu nehmen, auch in diesem Vergleich waren die Gastgeber chancenlos. Der am Ende deutliche Erfolg mit 3,5 : 0,5 für Hamburg war Ausdruck der überlegenden Spielstärke. Am Brett 1 war W. T h o r m a n n gegen seinen slovakischen GM F t a c n i k die Partie über so gut wie ohne Gegenspiel. Professionel verdichtete dieser seinen erreichten Vorteil und dem Friesenspieler blieb nur die Gratulation an einen klar Besseren.

Am Brett 2 Hier konnte J. M e i s t e r eine ähnliche Glanzleistung wie tagszuvor nicht wiederholen. Der GM H a n s e n aus Dänemark erreichte nach einem fehlerhaften Damezug ein überlegenes T-Endspiel, welches er problemlos zum Sieg verwertete.

Am Brett 3 Hier versuchte der Friesenersatzspieler Dr.H. B a d e s t e i n 2162 forsch gegen seinen Brettgegenüber, der z.Z. stärkste deutsche IM Gustafsson , zu Werke zu gehen. Überzogen, wie sich erwies. Nach Bh5 war es einfach (Gustafsson). Der weiße Hansen kam ohne Rochade zum Erfolg, trotz einer Pseudoattacke von Schwarz.

Am Brett 4 Ohne besondere Ambitionen in seiner Partieanlage, mit dem schnellen Tausch der Zentrumbauern, war der Ex-Fernschachweltmeister Dr. F. B a u m b a c h zu besonderer Aufmerksamkeit gegen den mit Schwarz spielenden GM M ü l l e r gefordert. Weiß kompensierte seinen im Zentrumstausch entstandenen Isolani, durch ein aktives Figurenspiel. Beide waren mit dem Remis zufrieden.

Zum Einzelwettbewerb die folgende, kurze Reminiszenz :

Der Deutsche Einzelpokalwettbewerb auch genannt " D ä h n e p o k a l ". Dieser Pokalwettbewerb bedeutet eine aktive Erinnerung an einen verdienstvollen Schachfreund. Ernst Dähne hat bis zu seinem Tod jahrelang verdienstvoll den Hamburger SK, den Hamburger Schachverband und den Deutschen Schachbund geleitet.

Am Freitag qualifizierten sich die letzten vier Teilnehmer für das anzustrebende F i n a l e :

B. Steinhagen 2215 SSV Rot. Berlin -- Ch. Richter 2346 SK Turm Emsdetten

T. Heinemann 2437 Hamburger SK -- Ch.Herbrechtsmeier 2286 SC Eppingen

Während B. Steinhagen klar an seinem favorisierten Widerpart scheiterte, mußten die Teilnehnehmer der zweiten Halbfinalpartie nach dem Remis in den Blitz-Tie-Break, welchen der Spfrd. Heinemann 2:0 für sich entschied.

Das F i n a l e zwischen T. Heinemann -- Ch. Richter endete in der regulären Partie Remis !

Den Blitzentscheid gewann wiederum Heinemann mit 2 : 0 . Am Ende empfing den Pokal nicht der bessere Spieler, sondern der Schnellere.

Gratulation an

T h i e s H e i n e m a n n Hamburger SK

Ein erlebnisreiches Schachwochenende ging in Harmonie zu Ende und wird allen noch lange in Erinnerung bleiben !

Weiterhin allen Freunden des königlichen Spieles

frohes Schachschaffen wünscht

Peter Höhne

SC Friesen Lichtenberg e.V.