Bericht von der Berliner Pokaleinzelmeisterschaft 2019

Auch dieses Jahr wurde wieder über 5 Donnerstage hinweg vom 29.08. bis zum 26.09. der Berliner Einzelpokal ausgespielt. Dieses Jahr fanden sich 28 Teilnehmer*innen im Cafe en passant ein um den Titel auszuspielen.

Bevor wir zum eigentlichen Turnierbericht kommen, würde ich noch einige Bemerkungen zum Turnier an sich machen. Ich finde es eigentlich immer bedauerlich, dass sich immer nur so um die 30 Teilnehmende finden die mitmachen möchten und denke dass insbesondere unter spielstarken Jugendlichen das Turnier mehr Interesse finden könnte. Dem oder der Sieger*in winkt immerhin die automatische Qualifikation zur Meisterklasse und die beiden Finalist*innen fahren zum Deutschen Pokal, der in den sehr schönen jährlichen Meisterschaftsgipfel in Magdeburg eingebunden ist.

Nun aber zum eigentlichen Turnier.
Ich war nominell an 5 gesetzt und die stärksten Konkurrenten waren Dirk Paulsen, Felix Nötzel und Matthias „Matze“ Schöwel. Damit war klar, dass das Ziel Titelverteidigung alles andere als einfach war. Es mussten 4 Erfolge für die Qualifikation zum Deutschen Pokal her, 5 zum Turniersieg und es gab die heimliche Hoffnung auf ein Traumfinale gegen Matze, was uns natürlich auch einen schönen gemeinsamen Schachtrip nach Magdeburg bescheren würde.

In der ersten Runde spielte ich gegen Axel Weigert, DWZ 1671, und spielte eine sehr sehr wacklige Partie. Nachdem er aber seine Chance auf Vorteil ausließ und sich die gesamte Gefahr vom Brett tauschen ließ, verblieb ein sehr günstiges Endspiel mit Mehrbauer so dass der erste Sieg verbucht werden konnte.

Derweil gab es schon die erste Turnierüberraschung, da Felix Nötzel im Blitzstechen gegen Norman Daum die Segel streichen musste.

In der 2. Runde gab es bereits eine richtig knackige Paarung. Ich musste gegen Dr. Matthias Laske ran, DWZ 2136. Es ergab sich eine scharfe Variante des angenommen Damengambits in der ich nach anfänglich günstiger Abwicklung den Faden verlor und auf einmal selber in einen riesigen Angriff reinlief. In der entscheidenden Stellung fand mein Gegner aber nicht den Ausmacher, sondern spielte einen Zug der mir die lange Rochade unter Ignorierung der Drohung gegen die hängende Figur ermöglichte, wonach die Stellung ausgeglichen ist. Doch ein Fehler kommt selten allein und so wurde die Stellung im nächsten Zug direkt eingestellt. Hier bin ich dem Unglück noch einmal von der Schippe gesprungen.

In der 3. Runde ging es gegen Frank Hoppe. Meine Frau musste arbeiten, die BVV tagte wieder, so dass eine Freundin sich um den kleinen Christian kümmerte. Dementsprechend glücklich war ich, dass Frank mein Remisangebot im 2. Zug annahm. Doch wer jetzt dachte, dass ich im Blitzen kurzen Prozess machen würde war weit gefehlt. Nach einem souveränen Sieg in der 1. Blitzpartie folgte ein nicht minder souveräner Sieg von Frank in der 2. Blitzpartie. So ging es ins Armageddon. Ich bekam Schwarz und 4 Minuten, Frank Weiß und 5 Minuten, musste dafür aber gewinnen. In einer sehr wackligen Partie, in der ich zwischendurch sogar eine Figur weniger hatte gelang aber doch noch der Sieg und das Weiterkommen. Puh!

Derweil schaltete Matze in der 3. Runde in einem über 60 Züge währenden Krimi Dirk Paulsen aus. Eine starke Leistung!

In der 4. Runde kam dann die Paarung die wir beide nicht wollten. Ich durfte mit Weiß gegen Matze ran. Es entstand eine spannende Kampfpartie in der von Matze alle meine Angriffbemühungen abgewehrt wurden. Dann ließ Matze im 35. Zug die Möglichkeit für klaren Vorteil aus und im 40. Zug wurde ganz klassisch der Fehler gemacht, der mich in ein vorteilhaftes Endspiel mit Mehrqualität brachte. Diesen Vorteil gab ich nicht wieder her. Aber auch diese Partie hätte durchaus anders ausgehen können. Schade dass es diese Paarung schon im Halbfinale geben musste.

Im Finale ging es gegen Josef Gelman, DWZ 1950 von Weiße Dame. Ich hatte Schwarz und im vorhinein gesehen, dass die Eröffnungen die er spielt nichts sind worauf ich auch nach gewissenhafter Vorbereitung wirklich viel Lust hatte. Somit war mein Plan frühzeitig Remis zu machen, da ich sehr sicher war im Blitzen klarer Favorit zu sein.

Er nahm mein Remisangebot im dritten Zug an und die erste Blitzpartie ging auch an mich. In der 2. Blitzpartie kam dann aber der Schock, als ich relativ klar weggemacht wurde und somit die Armageddonpartie entscheiden musste. Ich bekam erneut Schwarz und 4 Minuten, mein Gegner musste gewinnen und bekam 5 Minuten. Diese Partie war wiederum eine sehr klare Angelegenheit für mich und somit war die Titelverteidigung vollbracht!

Wenn man mir vor 1,5 Jahren gesagt hätte, dass ich den Berliner Pokal überhaupt mal gewinne, hätte ich diese Person sehr skeptisch angeguckt, aber dass nun die Titelverteidigung gelingt, ist eine wirklich phänomenale Sache. Ich freue mich auch darauf, gemeinsam mit Josef Gelman, wieder zum Meisterschaftsgipfel nach Magdeburg fahren, um dort im Deutschen Pokal diesmal vielleicht ja auch mehr als das Viertelfinale zu erreichen!?

Insgesamt wieder ein schönes Pokalturnier. Dank gilt noch an Sven Horn, der uns wieder wunderbar bewirtet hat und ein schönes Turnier in seinen Räumlichkeiten ermöglicht hat, sowie an Bernhard Riess der das Turnier professionell geleitet hat und mit der Live-Übertragung des Finales inklusive der Blitzpartien und der Eingabe aller Partien einen tollen Service geliefert hat und wieder mehr gemacht hat als formell verlangt werden würde!

Die Turnierseite bietet unter folgendem Link alle Partien die nachgespielt werden können. https://www.berlinerschachverband.de/bpem2019.html

Und unter folgendem Link könnt ihr die Liveübertragung des Finales inklusive der Blitzpartien nachschauen. Wenn ihr oben aufs Banner klickt könnt jeweils zu den Partien der anderen Runde swichen. http://view.livechesscloud.com/e07e9b6c-ce55-4baa-9110-488f3ac012e7

Das Einzige worüber ich mich noch freuen würde, wäre, wenn wieder mehr Friesen am Turnier teilnehmen würden. Vielleicht finden sich ja im nächsten Spätsommer ein paar mehr!?

Paul Meyer-Dunker