Qualifikation im „en passant“

Wo kann man noch nach vollbrachter Tagesarbeit das abendliche, heiße Berliner Großstadtleben erleben und gleichzeitig noch eine geruhsame Partie  Schach spielen, möglichst bei netter Bedienung mit gepflegtem Bier &  Bockwurst? Ganze vierzehn Leute hatten den gleichen Gedanken und trafen sich am Freitag , den 4. Mai 2007 in der Schönhauser Straße bei Sven Horn im Schachcafe „en passant“.

Zufällig war an diesem Tag auch noch ein Qualifikations-Turnier für die Berliner Einzelmeisterschaft in der A-Klasse angesetzt worden, und wie es der Zufall wollte, kam Werner Windmüller hinzu und eröffnete sogleich das Turnier mit allen Anwesenden.

Unglücklicherweise hatte der Schachverband nur drei Plätze für das Erreichen des Finales zur Verfügung gestellt, so das, wie Frank Hoppe korrekt in seinen Webkommentaren feststellte, ein allgemeines Hauen und Stechen um die drei Plätze an der Sonne einsetzte.

Für mich war es die dritte Teilnahme in Folge und meine „tiefe“ Erkenntnis aus den letzten zwei vergeblichen Anläufen war, das eigentlich jeder jeden schlagen kann. Turniertaktisch nahm ich mir deshalb vor, die mir zugedachten „Eier“ in der Tabelle möglichst zu vermeiden, also christlich mehr zu verschenken als zu empfangen. Erstaunt konnte ich nach der letzten Runde am 13.Juli feststellen, das nicht jeder Teilnehmer auf diesen einfachen Gedanken gestoßen war; ich mich deshalb sogar auf dem 2. Siegertreppchen wiederfand. Kurioserweise belegte allerdings der Teilnehmer mit den wenigsten Niederlagen ( nur eine ), Harald Fietz, nur den letzten Platz – allerdings schied er auf eigenem Wunsch nach der ersten Runde aus und war somit der erste Absteiger in die B-Klasse.

Fast die Hälfte der Teilnehmer kam von Berolina Mitte – fairerweise wurde es trotzdem kein Mannschaftskampf gegen den Rest und ebenfalls erfreulich zu sehen, wie einige jüngere Spieler wie z.B. Martin Vieweger und Peter Müller eine feine Klinge schlugen, auch wenn sie dieses Mal noch knapp von den routinierteren, älteren Spielern abgefangen wurden . Für unseren Ex-Friesen Uwe Sabrowski war es ein schwarzes Turnier; sichtlich außer Form erfreute er seine Gegner mit zu vielen Übersehen und muss nun die B-Klasse aufmischen.

Was bleibt noch erwähnenswert? Das quirlige Leben in der Schönhauser Strasse war während der Partien leider ( nur ) durch die mitunter weit geöffneten Fenster zu genießen, die Temperatur in den etwas beengten Räumlichkeiten von Berolina war (gesetzmäßig wie jedes Jahr ? ) ausreichend hoch und die freundliche und umsichtige Turnierleitung durch Werner Windmüller über alle Zweifel erhaben. Im nachhinein möchte ich auch noch Sven Horn und seiner charmanten „Assistentin“ etwas „Mitschuld“ an meinem Abschneiden geben: Während der Partie einen anregenden, aus frischer Minze gebrauten Tee und nach einem Gewinn ein gepflegtes kühles „Siegerbier“ kredenzt zu bekommen, stärkt nicht unwesentlich die Kampfkraft!

Uwe Keil

Schöneiche, 24.07.2007