Zum Verbandstag 2004 am 31.03.2004 – ein subjektiver Bericht für den SV Friesen Lichtenberg

Zum zweiten Mal hatte ich das Vergnügen, einem Verbandstag beizuwohnen, und kann deswegen eher nur Eindrücke als profunde Insiderkenntnisse anbieten. Die Tagung dauerte mehr als 4 Stunden. Geprägt war er von der Ablösung Alfred Seppelts, der 20 Jahre den Landesverband geleitet hatte, und den Auseinandersetzungen zu seiner Person, seinem Leitungsstil sowie den zum Teil daraus erwachsenen Problemen im Verband.

Herr Seppelt hat viel für das Schach in Berlin getan. Er hat den Berliner Sommer ins Leben gerufen und lange Zeit gut gemanagt. Er hat Sponsoren und die Öffentlichkeit für den Schachsport gewonnen. Dem gegenüber steht sein eigenmächtiger Führungsstil, der Verbandsinteressen mit persönlichen und geschäftliche Ambitionen zum Teil unnachvollziehbar verknüpfte. Über eine Stunde wurde gestritten, ob bzw. noch mehr wie Herr Seppelt zum Ehrenvorsitzenden ernannt werden könne. Ein Vorschlag forderte den Verbandstag dazu auf. Dem steht aber die Satzung entgegen, die vorsieht, dass das "Präsidium" einem aus "einem Amt ausgeschiedenen besonders verdienstvollen Präsidenten" die Ehrenpräsidentschaft übertragen kann. Letztlich empfahl die Tagung dem neuen Präsidium, Herrn Seppelt diese Ehrung zuteil werden zu lassen. Dies geschah dann auch nach 23.00 Uhr.

Als neuer Präsident wurde Dr. Krippen einstimmig und ohne Gegenkandidaten gewählt, der seit Sommer 2003 als Stellvertreter Seppelts tätig war. Er will das Präsidium als "Servicecenter" für die Vereine leiten. Angesichts vieler Pannen im Verhältnis zwischen dem Präsidium und vieler Clubs eine wichtige Zielorientierung.

Für mich überraschend folgte nun aber eine Kampfabstimmung in auch noch geheimer Wahl um den Stellvertreter. Sie war wohl Ausdruck der hinter und vor den Kulissen schwelenden Kontroversen um A. S. sowie zwischen seinen Fürsprechern und Kritikern. Es kandidierten der bisherige Landesjugendwart Carsten Schmidt und Wolfgang Hartmann. In ihren Präsentationen waren beide etwa gleich stark. Wolfgang konnte die Erfolge als Vereinsvorsitzender und seine Aktivitäten als Moderator des Stammtischs der Vereinsvorsitzenden vorweisen. Letztlich hatten offenbar die gute Arbeit von Carsten aus dem Präsidium heraus und seine gewachsenen Beziehungen mehr Gewicht und er gewann mit einigem Vorsprung. Damit steigen die Chancen, dass Wolfgang uns als Vereinsvorsitzender erhalten bleibt.

Zum neuen Jugendwart wurde Oliver Hänsgens gewählt. Der Landesspielleiter Dr. Fechner und der Schatzmeister Werner Koch wurden bestätigt.

Im Bereich der Referentin für Frauenschach und für Ausbildung gab es Kritik an mangelnder Terminabstimmung bzw. –mitteilung an die Vereine. Übungsleiterlehrgänge fanden u. a. dadurch nicht statt, so das weitere Übungsleiterlizenzen verloren gingen. Diese Lizenzen sind aber gerade für den Nachwuchsbereich und zur Erlangung von Fördergeldern für Vereine von Bedeutung. Leider versagte hier das Präsidium als Ganzes.

Ein anderer Vorschlag (von Dr. Krippen eingebracht) sah vor, dass in Mannschaftswettkämpfen die Heimmannschaft festlegen kann, ob die Wettkämpfe um 9.00 oder 10.00 Uhr beginnen (außer die letzte Runde um 9.00 Uhr). Damit sollten mehr Teilnehmer für die Mannschaftswettkämpfe gewonnen und den Regelungen in anderen Landesverbänden entsprochen werden. Dies wurde klar abgelehnt.

Der neue Referent für Seniorenschach, Sportfreund Wiesner, hat von seinem Vorgänger, Schieman, nicht alle Unterlagen erhalten und bat die Vereine um Zusendung der Daten zu den Senioren.

Herr Seppelt dankte für die Urkunde als Ehrenpräsident und schloss mit den Worten, dass es mit dem Berliner Schachverband wieder aufwärts gehen mögen. Recht hat er.

Klaus Kapr