28.03.2004 10:00 Uhr 8.Runde Oberliga SC Weisse Dame - Friesen Lichtenberg

Nach dem 4:4-Unfall gegen TSG waren diesmal alle motiviert. An allen  8 Brettern wurde von Weiss und vielfach auch von Schwarz auf Sieg gespielt, so dass 8 Kampfpartien zustande kamen. An einigen Brettern kam es sofort zu kleinen Scharmützeln, als sich nach ca. 2 Stunden der Rauch lichtete (und ich Zeit für einen ausführlichen Rundgang hatte), sah es so aus:

Jakov Meister hatte zwar zunächst den Anzugsvorteil ausgebaut, aber ein einziger ungenauer Zug führte zu einem leichten aber dauerhaften Nachteil. Hermann Brameyer an Brett 2 konnte ausgleichen und bemühte sich danach erfolgreich um die Initiative - er kam in Besitz der einzigen offenen Linie. An Brett 3 beackerte Wolfgang Häßler in aller Ruhe den ziemlich passiven Sizilianer seines Kontrahenten. Direkt daneben konnte Peter Krug mit Schwarz schnell ausgleichen, verlor dann aber etwas die Orientierung und musste seinem Gegner das Läuferpaar und Angriffschancen am Königsflügel einräumen.

Fazit Oberhaus: verteilte Chancen.

Der Berichtererstatter an Brett 5 konnte endlich einmal Eröffnungsvorteil im geschlossen Sizilianer erzielen und hatte auch 15 Minuten Zeitnachteil wegen verspäteten Erscheinens schnell wettgemacht.Hartmut Badestein am nächsten Brett nutzte eine frühe Ungenauigkeit des Gegners im Spanier aus und erlangte mit Schwarz komfortables Spiel. An Brett 6 erzielte Wolfgang Rohde mit Weiss etwas Raumvorteil und war auf der Suche das Spiel zu verschärfen. Nur hinten an Brett 8 hatte Uwe Sabrowski nach einer Zugverwechslung in der Eröffnung zwei Bauern abgeben müssen. Allerdings konnte er dem Gegner dabei die Rochade verderben und hatte aktives Figurenspiel, beide Läufer strahlten tief in die feindliche Stellung. Erhebliche praktische Chancen also, wir kennen ja seine aktive, taktische Spielweise. Fazit Unterhaus: leicht Vorteile

Nach ca. drei Spielstunden krachte es zuerst an Brett 4: Peters König auf g8 geriet in massive Gefahr, nachdem Weiss einen Pfahlbauern nach f6 vorschieben konnte. Wolfgang Rohde an Brett 7 hatte inzwischen einen Bauern eingeheimst, kämpfte aber mit technischen Problemen. Den ersten vollen Punkt verbuchte dann ziemlich überraschend ganz hinten Uwe Sabrowski: Er hatte seinen Gegner klassisch ausgetrickst, dabei nahm sein Turm den interessanten Weg a8-b8-b2-b4-h4-h5. Kurz danach warf der Schreiber dieser Zeilen aufgrund eines kapitalen Rechenfehlers seinen Vorteil weg: Figurenverlust, allerdings war wenigstens meine Dame eingedrungen. Mittlerweile tat sich auch im Oberhaus einiges: Hermi konnte einen Bauern gewinnen, und Wolfgang verdichtete seinen Vorteil zu einer Gewinnstellung. Kurz danach hatte er das tatsächlich das 2:0 erreicht.

Jetzt kam die erste Zeitnotphase heran. Meine Wenigkeit (bekanntlich eine Figur weniger) startete einen letzten fiesen Trick, und die Antwort kam trotz 15 Minuten auf der Uhr a tempo: der erhoffte Riesenbock! Plötzlich konnte ich die Figur bei anhaltender Initiative zurückgewinnen. Mein Gegner war völlig entnervt und machte es mir ganz leicht, indem er nur zwei Züge später eine Mattdrohung zuließ, die nur durch Damenverlust verhindert werden konnte: 3:0! Fast zeitgleich gab Hartmut am Nachbarbrett seine Stellung Remis. Er hatte zwar aus seiner Eröffnungsinitiative einen Mehrbauern erlöst, war dabei allerdings leider seines aktiven Spiels verlustig gegangen und sah seine Figuren an die Bauernschwächen gebunden - in Anbetracht der Zeitnot und des Standes eine sportlich gute Entscheidung. Und schon entschied sich auch Brett 7 praktisch: Wolfgang Rohde luchste seinem Gegner unmittelbar vor der Zeitkontrolle einen zweiten Bauern ab und landete in einem technisch gewonnenen Doppelturmendspiel. Während der ganzen Zeit spielte Peter Krug seine vermeintlich völlig tote Stellung weiter und konnte sogar mit Mithilfe des Gegners dessen Läuferpaar halbieren - ging da etwa noch was? Ja es ging! Mit einem weiteren trickreichen Damenmanöver konnte Pitti endlich den Pfahlbauer beseitigen und in ein Damenendspiel mit Mehrbauer(n) überleiten. Und so hatten wir auf einmal 3 Punkte Vorsprung und noch 3 klar vorteilhafte Stellungen bei Hermi, Pitti und Wolfgang - es sah richtig gut aus. Jakov an Eins hatte sich inzwischen auch mittels eines Bauernopfers befreit und aktive Figurenstellung erlangt - keine Verlustgefahr mehr. Kurzzeitig war damit sogar ein 7:1 Kantersieg denkbar.

Doch Peter Krug hatte kein rechtes Vertrauen in seine Kondition in dem wahrscheinlich gewonnenen Damenendspiel und machte Remis. Allerdings hatten wir damit die 4,5 Punkte sicher im Kasten, denn Jakov verzichtete auf riskante Gewinnversuche und gab ebenfalls Remis.

Trotz verzweifelter Bemühungen um Gegenspiel seitens des Kontrahenten realisierte Wolfgang Rohde im inzwischen verwaisten Unterhaus seinen klaren Materialvorteil und holte souverän den ersten persönlichen Sieg in dieser Saison. Auch Hermann Brameyer hatte inzwischen eine schöne Umgruppierung seiner Figuren vorgenommen - allerdings "verweigerte" er danach mehrfach den schnellen Gewinn, zunächst ohne die Stellung zu verderben. Doch in der Zeitnot vor dem 60.Zug verfiel er auf ein etwas merkwürdiges Springermanöver, wonach nun doch leider ernste technische Schwierigkeiten auftraten. Jetzt ließ ein großer Teil der Kiebitze (darunter der Berichtererstatter) den besten Scorer des Teams etwas im Stich, doch es lockte das Schachcafé in der Schönhauser mit seinen Gaumenfreuden. Dort erfuhren wir dann ca 1h später vom Remis, was einen immer noch beeindruckenden 6:2 Mannschaftssieg ergab. Doch das große Hallo kam, als die Ergebnisse der anderen Spiele hereintrudelten: Sowohl Tabellenspitzenreiter Cottbus als auch Forst hatten verloren und wir sind damit auf Tabellenplatz 3 vorgerückt.

Wir realisierten: Trotz lediglich 9:7 Mannschaftspunkten ist der Aufstieg immer noch denkbar! Allerdings brauchen wir einen 5,5:2,5 Sieg gegen Tabellenführer SFr Neukölln 2 sowie etwas Schützenhilfe: Empor Potsdam muss gegen den Zweiten, FSBV Cottbus, mindestens 4:4 zu spielen. Potsdam braucht aber auch noch dringend den einen Punkt um sicher dem Abstieg zu entgehen.

Erste, etwas biergeschwängerte Pläne wurden geschmiedet, Jakov Geller für die Schlussrunde nach Berlin zu locken...

Jan Elsing