Erfolgreiche Zweitauflage des Blitzturniers zum Lichtenberger Sommer

Von Olaf Kreuchauf            Tabelle

Eine Reihe von Teilnehmern des Lichtenberger Sommers ließ es sich nicht nehmen, die Offerte, noch ein starkes Blitzturnier ranzuhängen, zu nutzen. Ausgetragen wurde es wie im Vorjahr im zentral gelegenen Schachcafé "en passant", in der Schönhauser Allee. Und wie schon vor einem Jahr stärkte der SC Friesen Lichtenberg in nicht unbeträchtlichem Maße den Preisfonds, der sich somit nicht nur auf die eingenommenen Startgelder beschränkte und dieses Turnier auch für größere Kaliber attraktiv machte.

Es ließ sich organisatorisch etwas schwerlich an, denn erst nach einiger Zeit konnte sich die technisch noch nicht optimal vorbereitete Turnierleitung (der Schreiber dieser Zeilen) durchringen, das Turnier aufgrund der recht hohen Teilnehmerzahl im Schweizer System (21 Runden) austragen zu lassen. Bald lief das Turnier wie am Schnürchen, auch wenn diesmal auf die wünschenswerten Ausdrucke verzichtet werden musste.

Aber nun zum Eigentlichen: Bei derartigen Veranstaltungen ist natürlich Großmeister Robert Rabiega Favorit, spannender scheint da die Frage nach den weiteren Plätzen. Robert bestätigte dies auch eindrucksvoll, nur in Runde 3 (gegen Wladimir Schilow) und in Runde 12 (gegen Ulf von Herman) ließ er halbe Punkte und gewann ansonsten alle Partien. Bedingt durch das Schweizer System konnte er sich in der 2.Hälfte des Turniers "zurücklehnen" und seine Führung ausbauen, da er aus der erweiterten Spitze alle weg hatte. Ein paar Runden später genoss auch Drazen Muse diesen Luxus, er zementierte Platz 2, verlor nur gegen Turniersieger Robert und gegen Jan Wendt und später nur noch gegen Ulf von Herman.

Ab Platz 3 konnte man schon von Gerangel sprechen. Mit von der Partie waren hier Hannes Langrock, Jan Wendt und Wladimir Schilow. Anfangs auch David Ortmann, der aber im Laufe des Turniers abrutschte. Als das Turnier dem Ende zuging, schien Wladimir Schilow sich den 3.Platz nicht mehr nehmen lassen zu wollen. Aber es kam in Runde 19 die Ansetzung mit Thomas Amelang (früher BSG Post Berlin, und in jungen Jahren nur knapp an der Teilnahme zur DDR-Meisterschaft gescheitert): Es setzte eine Niederlage, und der bei den Schachfreunden Neukölln spielende Jan Wendt hievte sich auf Platz 3.

Jan konnte sich aufgrund der Wertung kein Remis mehr leisten, aber in der letzten Runde meldete er "nur" einen halben Punkt gegen Ulf von Herman. Das war die Chance für Wladimir Schilow, in den erlauchten Kreis der Preisträger zurückzukehren. Er hatte zum Ende 3,5 Buchholz-Pünktchen mehr als Jan auf dem Konto. Lange Zeit war auch Hannes Langrock im Gespräch,  wurde aber in der 12. und 13.Runde gestoppt. Der talentierte Steve Berger und Sebastian Schmidt-Schäffer zeichneten dafür verantwortlich. Von Steve wurde im allgemeinen mehr erwartet, aber er hatte schon in den Runden 5 bis 10 ganze 4½ Punkte eingebüßt und hatte keinen Kontakt zur Spitze herstellen können.

Ein interessanter Spieler stellte sich mit dem athletischen Kubaner Alexis Douriet vor. Er spielte recht gut mit, ohne aber vorn dabei zu sein. Ein Remis gegen Wladimir Schilow allerdings ließ aufhorchen. Über der Erwartung kamen Miguel Domingo und Nabil Hadj-Sassi ein, dagegen traute man beispielsweise Michael Schulz und Marco Miersch eine höhere Platzierung zu. Mit Matthias Hahlbohm kam ein früherer (Ost-) Berliner Blitzmeister gar nur auf Platz 24 ein! Dass auch Ulfs Platz 12 nicht dem Leistungsvermögen entsprach, ist klar. Er wollte einfach seinen Spaß haben. Aber dies alles zeigt, dass das Turnier keineswegs minderwertig besetzt war. Man darf gespannt sein, wann das "en passant" das nächste Blitz-Event auf die Beine stellen kann.

Übrigens war der Turnierleiter nur mit der Verwaltung des Turniers beschäftigt, denn Streitfälle gab es keine. Nicht so prickelnd waren zwei Rücktritte in der Pause zwischendurch. Ein Spieler wollte plötzlich eine Turnierpartie analysieren (dann sollte man halt gar nicht erst mitmachen), und beim zweiten kann man auf den Verdacht kommen, dass das Turnier nicht wie gewünscht lief. Glück im Unglück: Die Teilnehmerzahl blieb gerade. Aber muss man bei Blitzturnieren schon Reuegeldern einführen?